Im Studio von „Radio Wolga“, Potsdam, 14. Mai 1990
Schon bald nach der Potsdamer Konferenz im nahe gelegenen Schloss Cecilienhof wurden zahlreiche Villen der Berliner Vorstadt von den Sowjets in Besitz genommen – die bisherigen Bewohner mussten die Häuser räumen.
Mit der dauerhaften Stationierung sowjetischer Truppen in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. DDR wurden den Soldaten auch verschiedene kulturelle und mediale Angebote unterbreitet.
Eines dieser Angebote war der eigene Radiosender „Radio Wolga“, der nicht nur für die rund eine halbe Million sowjetische Staatsangehörigen in der DDR, sondern auch für die in der damaligen Tschechoslowakei stationierten Sowjetsoldaten sendete. Das Ziel war es, dass die Soldaten mit ihrer Heimat auch kulturell in Verbindung bleiben und möglichst keine deutschen und vor allem westdeutschen Radioprogramme hörten. Außerdem sollten die sowjetischen Soldaten über „Radio Wolga“ mit Nachrichten versorgt werden. Der Sitz des Senders mit seinen 30 Mitarbeitern war wahrscheinlich bereits mit der Gründung im Juli 1945 die Villa Claassen (Menzelstraße Nr. 5), die Villa Enders (Menzelstraße Nr. 14) sowie die Villa Bredow (Menzelstraße Nr. 15), die zum Redaktionsitz umfunktioniert wurden. Dort wurden eigene Sendungen produziert oder Sendungen des sowjetischen Radio ins Programm genommen. Ausgestrahlt wurde das Radioprogramm jedoch von den Sendemasten in Königs Wusterhausen und Burg bei Magdeburg.
Mit der Ära Gorbatschow und dem schrittweisen Abzug der Sowjetsoldaten ab 1991 waren verstärkt auch deutsche Hörer die Zielgruppe. So informierte der Sender die deutsche Öffentlichkeit über den Alltag der Sowjetsoldaten in Deutschland und den voranschreitenden Abzug der Truppen.
Der letzte Sendetag von Radio Wolga war der 31.Juli 1994. Für die wenigen verbliebenen Sowjetsoldaten, die erst einen Monat später endgültig abzogen, lohnte es sich nicht, ein weiteres Mal die Sendermiete in Höhe von 80.000 DM zu zahlen. (https://berlinstaiga.de/themen/kultur-architektur/radio-wolga-das-radio-fuer-die-sowjetsoldaten-im-westen/)