Dieser großformatige Teller ist ein hervorragendes Zeugnis für die italienische Majolika-Malerei in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Bemalung bildet eine Mischform aus der älteren Historienmalerei, dem sogenannten Istoriati-Stil, und der neu aufgekommenen Groteskenmalerei. Im Zentrum des Spiegels sehen wir eine von Plutarch überlieferte Szene aus dem Alexander-Zyklus: Alexander vor Diogenes. Diese Darstellung ist von Grotesken umgeben, die sich u. a. aus fein gemalten Fabelwesen, Vögeln, Delfinen und anderen Motiven zusammensetzen. Vergleichbare Figuren, durch Ketten und Girlanden miteinander verbunden, hatte bereits Raffael nach Vorbildern der römischen Antike für die Loggien des Vatikans entworfen. Doch erst 40 Jahre später folgten Majolika-Maler diesem Beispiel, anscheinend zuerst in Urbino. Anfangs wurden die neuartigen Dekore nur auf der Fahne der Teller angebracht, erst später verzierte man auch die ganze Oberfläche dieser Keramiken. Die Fontana-Werkstatt in Urbino erhielt durch Herzog Guidabaldo II. della Rovere zahlreiche Aufträge. Die meisten Majoliken wurden schon in ihrer Entstehungszeit als kunstvolles und luxuriöses Gut geschätzt, das der Repräsentation diente.
Schenkung der Gesellschaft der Freunde des Kunstgewerbemuseums Leipzig, 1909.