In der Sammlung internationaler Kunst nach 1945 des Ulmer Museums kommt dem kleinen Konvolut von Werken Max Bills besondere Bedeutung zu. Max Bill studierte 1927/28 am Bauhaus in Dessau, in dem u. a. Wassily Kandinsky und Paul Klee lehrten. Dort lernte er eine Kunst kennen, deren ästhetische Zielsetzung sich auf die visuelle Gestaltung der gesamten Umwelt erstreckte. In den Jahren 1951 bis 1953 war Bill Mitbegründer der international bedeutendsten Design-Hochschule nach dem Bauhaus, der Hochschule für Gestaltung Ulm. Für sie entwarf Bill das Schulgebäude und war von 1953 bis 1956 der erste Rektor der Schule. Das Bild "Roter Akzent" ist das einzige gemalte Werk von Bill im Besitz des Ulmer Museums. Sein Format und ebenso die einzelnen Bildelemente basieren auf der quadratischen Grundform. Der Blick des Betrachters wird auf das rote Quadrat in der unteren Bildhälfte gelenkt, den "roten Akzent". Diese Form diente Bill als Modul, das er in einer gewissen Gesetzmäßigkeit variierte. Nach dem Prinzip der Serie schließen neben, über und unter dem roten Quadrat in verschiedenen grünen Akzentuierungen unterschiedlich große Rechtecke und Quadrate an. Alle Elemente stehen in einem arithmetisch nachprüfbaren Verhältnis zueinander. Bill ist nicht nur "Konstrukteur", sondern auch "Maler" gewesen, der sich mit dem Phänomen Farbe intensiv auseinandergesetzt hat. Das Rot wird zur höchsten Steigerung gebracht, in dem es von Grün, seiner Komplementärfarbe, umgeben ist. Obwohl das Bild sehr streng und statisch wirkt, wird Bewegung suggeriert, die sich ausgehend vom roten Quadrat, durch den Rhythmus der seriellen Ordnung ergibt.
Signiert und datiert rückseitig "bill 1959", bez. und dat. auf dem Keilrahmen "max bill Zürich roter akzent 1959".
Stiftung Sammlung Kurt Fried