Der ungemarkte Münzpokal eines unbekannten Silberschmieds wurde auf einer Londoner Auktion von einem Münzhändler ersteigert und vom Verein der Freunde von Mineralien und Bergbau Oberwolfach e.V. für das Bergbau- und Mineralienmuseum erworben. Der Pokal ist wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, möglicherweise aus Anlass eines Jubiläums. In die glockenförmige Akeleikuppa sind verschiedene Silbermünzen eingearbeitet, darunter eine Medaille (vierfacher Ausbeutetaler) aus der historischen Silbergrube Wenzel in Oberwolfach sowie zwei Ausbeutetaler aus der Grube Friedrich-Christian in Wildschapbach.
Ausbeutetaler sind Münzen, die aus dem Ertrag eines bestimmten Bergwerks gewonnen wurden. Sie waren normale gesetzliche Zahlungsmittel, die sich jedoch durch besondere Prägebilder von den üblichen Umlaufmünzen unterschieden.
Die fürstenbergische Grube Wenzelslaus in Oberwolfach wurde ab 1760 wieder in Betrieb genommen. 1766 stieß man auf eine neue Silbermine, deren Ausbeute (rund 3 Tonnen Silber in 5 Jahren) mit einem in Stuttgart geprägten Silbertaler ab 1768 in Umlauf kam. Neben dem regulären Taler entstand auch eine deutlich größere und damit schwerere Ausbeute-Medaille (Vierfacher Ausbeutetaler, Dm 62 mm) die das gleiche Prägebild zeigt. Die Stempel wurden 1768 von dem für die Stuttgarter Münze tätigen Adam Rudolf Werner (1722-1784) geschnitten.
Die Vorderseite zeigt das Brustbild des regierenden Fürsten Joseph Wenzel zu Fürstenberg-Stühlingen (1728-1783) im Harnisch mit der Umschrift IOSEPHUS WENCELSLAUS .S.R.I. PRICEPS DE FUERSTENBERG. Auf der Rückseite ist unter dem Auge Gottes und der Überschrift SYDERA FAVENT INDUSTRIAE die Bergbaulandschaft des Fronbachtales und der heilige Wenzel mit dem Fürstenberg-Wappen abgebildet. Darunter die Inschrift DIE GRUB S. WENCELSLAUS:/BEY WOLFACH KAME IN AUS/BEUT IM QUARTAL REMI=/NICESRE/1767