Pokal aus farblosem Glas, leicht ansteigender Fuß mit in mattierten Dreipassumrahmungen versenktem Spitzblattfries. Angesetzt ein Schaft aus Baluster und Nodus, beide mit mattiertem Spitzblattfries zwischen Trommelscheiben. Am Ansatz der becherförmigen Kuppa wiederholt sich der Dekor vom Fuß, auf der Wandung befindet sich umlaufend in feinem Mattschnitt eine szenische Darstellung: In einer baumbestandenen Landschaft beugt sich ein antikisierend gekleideter junger Mann kniend nach vorne und senkt das Haupt, ein bärtiger alter Mann zu seiner Rechten deutet auf ihn, daneben ein Putto an der Hand einer sich umwendenden Frau in zeitgenössischer Kleidung. Mit der Linken lüftet sie einen imaginären Vorhang in der Landschaft und gibt die Sicht frei auf einen Amorknaben, der mit Pfeil und Bogen auf den jungen Mann zu ihrer Rechten zielt. Auf der gegenüberliegenden Wandung sind zwei Putten im Tanz zur Musik eines Gambenspielers. Der Mündungsrand ist mit Steinchenborte über Kugelfries verziert.
Derselbe ornamentale Dekor aus mattierter Dreipassumrahmung ist dokumentiert und schreibt den Pokal der Potsdamer Glashütte der Zeit um 1715 zu (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 28.2). Mythologische Szenen gehörten zum zeitgenössischen Standardrepertoire der preußischen Hofglasmanufaktur. Die Zuschreibung an einen bestimmten Glasschneider bleibt mangels eindeutiger Parallelen spekulativ. Von derselben Hand könnte ein Pokal mit ähnlichem Sujet stammen, der sich ehemals in der Sammlung Krug befand (vgl. Klesse, Glassammlung Helfried Krug, 1973, Kat. 620, S. 214f.). Das Glas gehört zum Altbestand. [Verena Wasmuth]