Eine kolorierte Radierung vom deutschen Maler und Zeichner Jakob Wilhelm Roux. Es ist das achte Blatt aus der neun Blätter umfassenden Serie „Das Haardtgebirge und die Gegend von Worms und Nierstein“. Unterhalb der Radierung wird das Motiv auf Deutsch und Französisch benannt: "Luthers-Linde bey Worms / Le Lutherslinde pres de Worms". Über dieser Angabe in der Mitte wird mit „Gez. u. gest. v. J. Roux.“ der Künstler vermerkt. Die Titelgebende Linde ist auf der Radierung links abgebildet. Reich mit Blättern bewachsen, ragt sie hoch in den Himmel empor. Rechts von ihr stehen zwei Spaziergänger: ein Mann der mit einer Hand auf den Baum zeigt und in der anderen einen Spazierstock hält und eine Frau die ebenfalls den Baum betrachtet. Wieder rechts von den beiden fährt eine zweispännige Kutsche den Weg entlang, an einer ein Bündel auf dem Kopf tragenden Person vorbei. Sie fährt in Richtung der Stadt die hinten am Horizont sichtbar wird. Markant sticht aus dem Stadtpanorama ein großes, Gebäude mit sechs Türmen hervor, das als Wormser Dom zu identifizieren ist. Der Himmel über der Stadt ist mit großen Wolken behangen. Rechts vorne im Bild ist ein Reiter auf einem weißen Pferd, der Richtung Lutherlinde schaut.
Die Lutherlinde oder der Lutherbaum, der heute nur noch als Baumstumpf erhalten ist, befindet sich in Pfiffligheim, heute ein Stadtteil von Worms. Es ist auch keine Linde, sondern eine Ulme, die auf das 16. Jahrhundert datiert wird. Ihre Verbindung mit dem Reformator Martin Luther ist eher als anekdotisch einzuordnen. Angeblich ruhte dieser auf dem Weg zum Reichstag in Worms unter ihr. Zerstört wurde sie 1870 und 1912 während eines Orkans. Heute befinden sich an dieser Stelle ein aus den Resten der Ulme geschnitztes Relief Gustav Nonnenmachers sowie eine neugepflanzte Ulme. [Kathrin Koch]