Aus einem mit Brandschutt verfüllten Steinkeller eines Kaufmannshauses an der Schonekindstraße stammt ein vollständiger Westerwälder Kugelbauchkrug. Dieser hat den Brand des Hauses, der vielleicht mit dem Dreißigjährigen Krieg zusammenhängt, unbeschadet in einer hölzernen Truhe, die im Keller des Hauses stand, überstanden. Von der Truhe haben sich nur noch Beschläge, Scharniere und Schloss erhalten. Das Dekor des Kruges besteht aus Zirkelschlag mit Stempelkerbschnittfeldern. In den Schnittpunkten finden sich eingestempelte vielblättrige Blüten von einem Kreis eingefasst und in den Zwickeln achtblättrige Blüten mit einem Kreuz eingerahmt von einem Herzornament. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren Zirkelschlagornamente nur auf den Schultern der Krüge zu finden. Bis zur Jahrhundertmitte wurde der gesamte Gefäßbauch mit diesen Ornamenten versehen. Danach lösten andere Dekore die Zirkelschlagornamentik ab. Dies legt eine Datierung des Kruges von der Schonekindstraße in das 2. Viertel des 17. Jahrhunderts nahe. Auch andere Verzierungselemente waren zu dieser Zeit üblich, wie z. B. mehrere Reihen von aufgelegten Blüten.
Im Westerwald, im sogenannten Kannenbäckerland, bildete sich um 1600 das dort ansässige Töpfergewerbe innerhalb kürzester Zeit zum Kunsthandwerk heraus. Hier entstanden im 17. Jahrhundert die produktivsten Werkstätten überhaupt, die fortan den Markt beherrschten. Charakteristisch für die Warenart war der graue Scherben, der kobaltblau oder manganviolett bemalt sein konnte und sich dadurch leicht von den Produkten aus anderen Zentren der Steinzeugherstellung unterscheiden ließ.