Im Jahre 1833 entdeckte Friedrich Sickler im Sandsteinbruch »Winzer« bei Hessberg unweit von Hildburghausen in Südthüringen eigenartige Fährten größerer Tiere. Sickler beschrieb diese Fährten erstmals mit dem heute noch gültigen Gattungs- und Artnamen Chirtherium barthii. Die sensationellen Funde aus Hildburghausen regten viele Wissenschaftler zu weiteren Veröffentlichungen an. Bis 1837 erschienen immerhin 22 Publikationen zum Thema Chirotherium. Somit begann in Thüringen vor etwa 170 Jahren die wissenschaftliche Erforschung der fossilen Saurierfährten. Die vorliegende Fährtenplatte war Teil einer ca. 120 m2 großen Fährtenfläche. Einzelne Fährtenplatten wurden von dem Steinbruchbesitzer an verschiedene Museen in Europa verkauft. Im Jahre 1834 gelangten durch Vermittlung des damaligen Kustos des Gothaer Naturalienkabinetts, Herrn Karl Ernst Adolf von Hoff, mehrere Fährtenplatten aus Hessberg in die Gothaer Sammlung. Die Chirotherium-Fährten bei Hessberg stammen aus der Solling-Folge, dem Thüringer Chirotherium Sandstein (Untere Trias), und haben damit ein Alter von ca. 245 Millionen Jahren. Die Fährtenplatte enthält neben einer großen Chirotherium barthii-Fährte die kleineren Arten Chirotherium sickleri und Dicynodontipus geinitzi. Bis heute kann man die Fährten noch keiner Saurierart in Skeletterhaltung zuordnen. Man vermutet als Erzeuger von Chirotherium Reptilien aus der Gruppe der Archosaurier und bei Dicynodontipus kleine Cynodontier. Die Tendenz zur Verkleinerung der Hände im Gegensatz zu den Füßen bei Chirotherium bestätigt die Herausbildung der Bipedie (zweibeiniger, aufrechter Gang). Die Reduktion der Fußzehen I und V belegen die Entwicklung zur Dreizehigkeit, wie sie für Dinosaurier typisch ist. [Thomas Martens] Alter: ca. 245 Millionen Jahre,Untere Trias, Mittlerer Buntsandstein (Thüringer Chirotherium Sandstein); Fundort: Sandsteinbruch bei Hessberg unweit Hildburghausen in Südthüringen, Originalfund von 1833
weitere Literatur: Friedrich Karl Ludwig Sickler: Fährten bei Hildburghausen, in:, N. Jb. Min. Geol. Pal. 1835, S. 230-232 ; Thomas Martens: Historisch und wissenschaftlich bedeutende geologische Sammlungen im Museum der Natur Gotha, in: Abh. Ber. Mus. Nat. Gotha 21, Gotha 2000, S. 77-98