„Es stand aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, des Kleophas Frau, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ (Joh. 19, 25-27) Die Kreuzigung Jesu ist eines der zentralen Themen der Bibel, am ausführlichsten beschrieben im Evangelium des Johannes (Joh. 19, 17ff.). Die Darstellung Christi am Kreuz als Sinnbild seines Opfertodes ist am häufigsten in Form von Kruzifixen anzutreffen. Fast niemals fehlen auf diesen Darstellungen die trauernde Muttergottes (manchmal gemeinsam mit ihrer Schwester und Maria Magdalena) und der Lieblingsjünger Jesu, Johannes. Sie flankieren das Kreuz im Bildvordergrund.
Zur Figurengruppe des Reinsdorfer Altars gehörte ursprünglich ein Kruzifix, das in der Schreinmitte zwischen den trauernden Frauen und Johannes sowie den seitlich gerichteten Figuren Jakobus und Urban aufgestellt war. Der Bildschnitzer Michael Heuffner stammte aus Eger, dem heutigen Cheb in Böhmen und ist vor allem als Schöpfer des »Heiligen Grabes« in der Zwickauer Marienkirche bekannt. Seine künstlerische Handschrift erinnert an fränkische Meister und zeigt Einflüsse graphischer Vorlagen, z.B. der Kupferstiche von Martin Schongauer. Die Figuren einer Schmerzensmutter mit Maria Magdalena wurden gemeinsam mit den Figuren der Heiligen Urban und Jakobus im Zuge des Kirchenneubaus von Reinsdorf (1887-91) dem Zwickauer Altertumsverein übergeben.