Die griechische Legende YPINA auf einigen kampanischen Didrachmen bezeichnet vermutlich keine antike, Münzen prägende Stadt im Westen Italiens, sondern einen in dieser Region ehemals angesiedelten Volksstamm, die Hyrianoi. Die Münzmotive, der Kopf der Athena oder der Hera Lakinia auf der Vorderseite sowie der einen Flussgott darstellende, menschenköpfige Stier auf der Rückseite, waren keine eigenständigen Kreationen, sondern wurden zur Zeit des späten 5. und frühen 4. Jahrhunderts v. Chr. von zahlreichen Städten Kampaniens geteilt. Der frontal gezeigte Kopf der Göttin Hera vom Kap Lakinion bei Kroton an der Ostküste Kalabriens lässt sich auf vielen Münzen Unteritaliens wiederfinden, teilweise sogar stempelgleich, weshalb es sich hier offenbar um eine Gemeinschaftswährung der im Italiotischen Bund vereinigten Griechen handelte, deren Zentrum das lakinische Hera-Heiligtum war. Die Verwendung des Bildmotivs auf den Münzen eines einheimischen italischen Stammes bleibt damit aber rätselhaft. Die Münzprägung der Hyrianoi währte nur sehr kurz, etwa von 405 bis 385 v. Chr.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Kopf der Hera von vorne.
Rückseite: Menschenköpfiger Stier nach rechts.