Die Kirche stand auf dem heutigen Königsplatz. Sie wurde im späten 15. Jahrhundert errichtet und ersetzte einen Vorgängerbau: die St. Moritzkirche aus dem 11. Jahrhundert. Nach mehrmaliger Zerstörung war das Stift St. German in die Mauern der Stadt an diesen Standort verlegt worden. Die Patrozinien wurden vereint. Die Kirche brannte beim Stadtbrand 1689 völlig aus und wurden nicht wieder ersetzt. Auf früheren Darstellungen von Gout (1783) und Ruland (um 1800) fehlen bereits Teile des Mittelschiffs. Eine Zeichnung von Johannes Ruland dokumentiert den Abriss des Gebäudes im Jahr 1806. Da Gayer seine Reihe von Zeichnungen erst zwischen 1819 und 1820 begann, sollte es sich bei diesem Exemplar um eine Rekonstruktionszeichnung vielleicht auf Basis der früheren Zeichnungen von Johannes Ruland handeln.
Peter Gayer war bayerischer Regierungsbeamter und seit 1823 Leiter des Kreisarchivs des Bayerischen Rheinkreises in Speyer (heute Landesarchiv). Von seiner Hand sind viele Darstellungen von Architekturzeugnissen der Pfalz erhalten. Darunter finden sich Ruinen der zerstörten Stadt Speyer, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts teilweise abgerissen wurden, aber auch kirchliche Gebäude und Burgen der Pfalz. Gayer präsentiert seine Architekturzeichnungen gerne im Kleid der romantischen Ruinendarstellungen seiner Zeit und versieht sie zugleich mit figürlicher Staffage.