Reliefverzierte Terra-Sigillate-Schüssel (Typ Drag. 29); Fabrikantenstempel "OP MODEST" auf der Bodeninnenseite verweist auf Töpferei MODESTUS von La Graufesenque (Südgallien); Rand dreigliedrig, ausladend, schwach gelippt Mittelwulst und Wulstleiste geriefelt (Rollrädchen), Unterteil flach, Standring niedrig. Oberes und unteres Ornamentfeld von Perlstäben gesäumt, darinnen achtblättrige Rosetten zwischen jeweils zwei übereinanderstehenden, flachrunden Erhebungen mit Punktkreismuster. Unteres Ornamentfeld mit dreiblättrigen Rosetten, im Wechsel mit dreiblättrigen, von je einem gleichartigem Punktkreismuster flankiertem Pflanzenornament; äußere Bodenfläche drei Riefen. Aschiggrau-hellgelbbraun, rötl. graunfleckig; geglüht; ergänzt.
Während die vorwiegend in Arezzo hergestellte italische Terra Sigillata die Märkte bis in das frühe erste Jahrhundert n. Chr. dominierte, etablierten sich ab 15 v. Chr. Töpfereien zunächst in Lyon (Lugdunum) und Montans am Tarn bei Toulouse. Vorteile der gallischen Töpfereien waren große Rohstoffvorkommen und kürzere Transportwege zum Käufer. Daneben stellten sie einige spezifische Gefäßformen her, die in italischer Sigillata nicht vorkommen, mit denen sie wahrscheinlich den speziellen Kundengeschmack in der Provinz bedienten. Zu diesen Formen gehörte auch diese Schüssel vom Typ Drag. 29. Sie zählt auch zu den häufigsten Formen südgallischer Terra Sigillata. Die Produktion in La Graufesenque setzte im zweiten Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr. ein. Im Verlauf des 1. Jahrhunderts erlangte die Manufaktur eine marktbeherrschende Stellung in den Nordwestprovinzen und drängte die anderen Standorte, besonders die italischen Töpfereien, weitgehend zurück. Selbst in Italien wurde nun Ware aus Südgallien importiert.