Erhalten sind die beiden äußeren Hälften der friesartigen Reliefleiste eines Sarkophagdeckels; das Mittelstück mit der Inschrifttafel (tabula ansata) ist in neuerer Zeit herausgesägt worden, um die Platten für dekorative Zwecke wieder verwenden zu können. Zwar befanden sich beide Fragmente in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Villa Carpegna in Rom, doch wissen wir nichts über ihre dortige Anbringung und den Verbleib der Inschrifttafel. Auf dem linken Relief steht außen unter einem Halbbogen mit durchbrochen gearbeitetem Zwickel ein Hirte in Profilansicht nach rechts und stützt beide Hände auf einen großen, keulenförmigen Knüttel. Er trägt eine untergegürtete Tunika mit langen Ärmeln und überfallendem Bausch. Hinter seinem Rücken wird eine Hirtentasche erkennbar, die mit einem Gürtelriemen um den Leib geschnallt ist. Zu seinen Füßen sitzt ein mächtiger, zottiger Hund in Dreiviertelansicht. Im anschließenden, durch einen schmalen Steg abgetrennten und von einer Rahmenleiste eingefassten Bildfeld sind drei Schafe und zwei Ziegen dargestellt. Je eine Ziege und ein Schaf liegen mit zurückgewandten Köpfen auf einem Felsvorsprung im »Hintergrund«. Ein wenig rechts der Bildmitte wächst ein Baum auf, an dessen Blättern eine Ziege frisst. Im »Vordergrund« erscheinen links ein sich umblickendes und rechts ein äsendes Schaf. – Auf der rechten Hälfte besteht die Herde aus zwei Mutterschafen, die ihre Lämmer säugen bzw. liebkosen; ferner aus einer stehenden Ziege auf der Bodenlinie im »Hintergrund« links und einem liegenden Schaf rechts, die beide an der Krone des Baumes fressen, der im »Vordergrund« aufwächst und die Bildmitte beherrscht. Im äußeren Halbbogenfeld steht in leichter Schrittstellung und Dreiviertelwendung nach rechts ein Schafträger, der von zwei fast symmetrisch angeordneten und zu ihm hinblickenden Schafen flankiert wird. Sein von langlockigem Haar eingerahmtes Antlitz ist nach links zurückgewendet und in pathetisch anmutender Weise emporgereckt, wodurch die Schreitbewegung wieder aufgefangen wird und die Gruppe jene emblematische Geschlossenheit zurückgewinnt, die für das Schafträgerbild typisch ist. Der Schafträger erscheint hier wie auf dem Jonassarkophag (Inv.2704) oder auf dem Riefelsarkophag aus Syrakus (Inv.3020) am äußeren rechten Ende der Komposition. Die Anordnung folgt einer typologischen Tradition, die von der dekorativen Struktur der Riefelsarkophage vorgegeben war. Dies erklärt, weshalb auf unserem Deckelfragment der kompositorische Bezug der Schafträgergruppe zur benachbarten Herde nur schwach entwickelt ist. Die merkwürdige Form der mit einem Halbbogen abgeschlossenen Eckfelder leiten sich von der Verzierung der Deckelenden mit Profilköpfen, den so genannten Eckmasken, her.
Entstehungsort stilistisch: Rom
Herkunft (Allgemein): ehemals Villa Carpegna (Rom)
Erwerbungsort: Rom