Der Kupferstich zeigt eine Ansicht der Stadt Toul in Lothringen, heute im Département Meurthe-et-Moselle. Die Stadt hat eine wechselvolle Geschichte: Die Stadt gehörte seit dem frühen Mittelalter neben Metz und Verdun zu den "Trois-Évêchés" (Drei Bistümern) in der Kirchenprovinz Trier. Als Freie Reichsstädte gehörten sie im Mittelalter zum Heiligen Römischen Reich. Im 16. Jh. wurden sie von Heinrich II. von Frankreich eingenommen und nach dem Westfälischen Frieden 1648 offiziell Frankreich zugesprochen.
Das Blatt ist Teil einer Serie von Stadtansichten und Festungsplänen von Gabriel Bodenehr, die etwa zwischen 1720 und 1740 in dem dreiteiligen Werk "Curioses Staats und Kriegs Theatrum am Rhein" in Augsburg erschienen. Die Ansicht von Toul kommt zusammen mit Ansichten von Metz und Verdun im zweiten Teil der Reihe vor, der sich überwiegend mit Städten und Festungen entlang des Oberrheins beschäftigt. Jeder der Ansichten sind kurze Notizen zur Stadtgeschichte beigeben. Häufig werden Zerstörungen oder Eroberungen durch Frankreich genannt. Auch bei den drei Bischofsstädten Toul, Metz und Verdun wird erwähnt, dass sie dem Reich von Frankreich "entzogen" wurden. Der Westen und insbesondere der Südwesten des Heiligen Römischen Reiches waren über Jahrhunderte hinweg Schauplatz von Kriegen. Insbesondere die Auseinandersetzungen mit Frankreich durch die Reunionspolitik Ludwigs XIV. wurden hier ausgetragen und schlugen sich in den Medien und der Bildpublizistik nieder. [Johanna Kätzel]