Inv.-Nr.: VO Met 2
Der schwere Deckelkrug aus Messing hat einen flachkugeligen Gefäßkörper auf einem kleinen Standring. Unterhalb des Halsansatzes ein kleiner Wulst. Der Hals ist annähernd zylindrisch, in der Mitte leicht eingezogen. Die Randlippe breit und abgeflacht. Der Deckel ist flach gewölbt und schließt passgenau mit dem Gefäßrand ab. An der Mündung und auf der Körpermitte ist ein geschwungener Henkel verschraubt, an diesem ein Scharnier, mit dessen Hilfe der Daumenhalt zum Öffnen des Deckels bewegt werden kann. 15 Granate sind mit ihren Fassungen am Henkel verschraubt, der größte davon befindet sich isoliert im konkaven Schwung des Henkels in einer quadratischen Fassung, die anderen vierzehn, in der Größe abnehmend, in einer Reihe auf dem konvexen Teil. Ihre Farbgebung ist unterschiedlich und reicht von Hellviolett bis Rosa, der kleinste ist möglicherweise durch Glaspaste ersetzt. Die Fassungen variieren ebenfalls und sind achteckig, rechteckig und quadratisch, was für eine Nachnutzung der Steine spricht. Der gesamte Gefäßkörper ist mit einem Dekor feiner Blattranken bedeckt, die sich gitterartig verschlingen. Auf der Mitte des Gefäßkörpers ist ein breites Feld durch zwei horizontale, umlaufende Linien abgesetzt. Auf diesem befinden sich alternierend mit einem geometrischen Dekor sechs Kartuschen mit unterschiedlichen arabischen Schriftzügen. Der Rankendekor ist in der Mitte des Halses durch einen einfachen Streifen mit umlaufenden Riefen unterbrochen. Auf dem Deckel ist in einer blütenartigen Fassung ein weiterer quadratischer Granat oder Rubin montiert. Um diese herum sind innerhalb des Rankendekors wiederum sechs Kartuschen mit identischen arabischen Schriftzügen angeordnet. Der Standring des Gefäßes ist unverziert. Die Form des Kruges geht auf chinesische Porzellane zurück und findet sich auch bei türkischen Metallarbeiten des 16. Jahrhunderts. Dieser Krug wurde bereits 1997 im Bestandskatalog der Kostbarkeiten ausführlich publiziert (Schütte 1997a). Das persische Gedicht auf dem Gefäßkörper ist bislang nicht übersetzt worden, die sich auf dem Deckel sechsmal wiederholende Inschrift lautet al-mulk li llāh - nach einer früheren Lesung von Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892) Allah il Allah (HAUM, Altregistratur, Neu 86, F. S. 25, No. 108, o. J., o. S.) - und wird bei Schütte als Die Herrschaft gehört Gott übersetzt. Der Henkel und der blütenförmig gefasste Rubin auf dem Deckel sind nach Schütte Ergänzungen vom Beginn des 17. Jahrhunderts, wie schon ähnlich in der o. g. Notiz mitgeteilt wird: Henkel und Granatknopf auf dem Deckel sind fremde Zuthaten. Original und komplett erhaltene Krüge zeigen häufig Henkel in stilisierter Drachenform, die ebenfalls chinesische Einflüsse zurückgehen. Der Krug wird als Ein damaszierter Krug türkische Arbeit in einer Auflistung von Gegenständen genannt, die Herzog Carl I. am 2. Oktober 1766 in das Kunst- und Naturalienkabinett übernahm; wo er sich vorher befand, ist nicht überliefert (HAUM, Altregistratur, 13, fol. 32r, Nr. 4). (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 350, Kat. Nr. 517)