Werner Gast (1898-1945) kam nach dem Ersten Weltkrieg nach Brandenburg an der Havel und war als Gewerbelehrer tätig und offensichtlich auch akademisch ausgebildeter Maler, denn als solcher nennt er sich ausdrücklich immer wieder seit 1926 im Brandenburger Adressbuch. Bereits in den 1920er Jahren fertigte er auch Deckenmalereien in der Ausstellung des Heimatmuseums im Frey-Hause.
Dargestellt ist hier einer der beliebtesten Malerblicke in der Stadt, der Pauliwinkel - und wie häufig menschenleer. Er hat bei den Brandenburger Malern in der Stadt wie Walter Garski, Curt Ehrhardt, Wilhelm Frey, Paul Hildebrandt oder Gertrud Schaper-Schendel oder Hans Sittig hat er immer wieder Darstellung und Platz in den Wohnstuben der Brandenburger gefunden, meist im spannungsvolleren Hochformat. Wilhelm Gast wählt dagegen eine sachliche Darstellung im Querformat, das eine Einbeziehung der beiden Fachwerk-Wohhäuser links und rechts des Durchblicks auf den Südgiebel des Kapitelsaals des Paulikloster ermöglicht. Er trägt die Farbe gespachtelt auf und lässt die Malerei dem modernen Geschmack entsprechend unbehandelt stehen. Es ist die Stimmung eines heiteren Sommertages. Standpunkt war der Schleusenkanal unweit der St. Annenbrücke. Dieser Malerblick wurde durch den Zweiten Weltkrieg zerstört. Im restaurierten Paulikloster befindet sich jetzt das Archäologische Landesmuseum, die Umgebungsbebauung veränderte die historischen Strukturen.
Das Gemälde ist rechts unten bezeichnet "Wilhelm Gast / 1942". Rückseitig findet sich ein Klebeetikett, das wohl vom Künstler selbst bezeichnet, das Motiv und den Künstler nennt, und vielleicht einen Vertrieb solcher Gemälde über lokale Kunsthandlungen anzeigt. Die Maloberfläche ist leicht verschmutzt, auch mit einigen braunen Farbspuren, sonst in gutem Zustand. (ib)
Das Gemälde gelangte 2016 als Schenkung aus Weinheim (Baden-Württemberg) an die Sammlung des Museums.
Literatur:
Vgl. Enders, Rainer/Holtmann, Wulff (Hg. im Auftrag der Stadt Brandenburg (Havel): stattbekannt. 150 Jahre Brandenburg in Bildern, Brandenburg 2015, S. 154f. (über den Pauliwinkel).