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Traum des Boethius

Heiligenkreuz Stiftsmuseum Handschriften [Cod. 130 fol. 5r]
Boethius Consolatio philosophiae (Stift Heiligenkreuz CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Stift Heiligenkreuz / Alois Haidinger (CC BY-NC-SA)
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Description

Boethius Consolatio philosophiae
Die Handschrift Cod. 130 enthält die Miniatur mit dem Traum des Boethius. In dieser Darstellung wenden sich die neun Musen von Boethius nicht ab. Die Philosophia hält in der linken Hand ein Szepter. Es erscheint dem schlafenden Boethius auch die Sophia, die hier in der Gestalt Christi (mit Nimbus) dargestellt ist.

"Die Darstellung auf fol. 5r erfüllt ungefähr die Funktion eines Titelbildes - der Name des Autors und der Titel des Werkes sind auch unter dem Bild in roter Schrift angeführt. Dargestellt ist die Situation, die am Anfang des Werkes beschrieben wird und die die Rahmenhandlung für das folgende Buch ist: Boethius - nach einer glänzenden Karriere als Berater des Gotenköngs Theoderich plötzlich unter der Anklage des Hochverrats - ist eingesperrt, hat alle Würden und Ämter verloren und muß mit dem Schlimmsten rechnen. In einem Gedicht beklagt er seine Situation. Die Worte dieses Gedichtes werden ihm von den Musen eingegeben, die hinter dem Bett, auf dem Boethius liegt, Aufstellung genommen haben. Auf das eröffnende Gedicht folgt ein Abschnitt in Prosa (der Wechsel Verse - Prosa ist ein Charakteristikum des Werkes), in dem geschildert wird, was nun weiter geschieht - das Bild in der Handschrift folgt bemerkenswert genau dem Text. Durch seine tränenverschleierten Augen erkennt Boethius neben seinem Bett die Gestalt einer Frau, bekleidet mit einem langen Gewand, in dessen Mittelstreifen ein leiterartiges Muster und zwei griechische Buchstaben eingewebt sind, unten ein Pi und oben ein Theta. Die Buchstaben stehen für Praxis und Theorie und die Leiter für den Aufstiegvon der Praxis zur Theorie, der in der Philosophie, deren Personifikation die Frau ist, vollzogen wird. Das Gewand ist zum Teil zerfetzt (die Zacken links). In der einen Hand hält die Frau ein Buch, in der anderen ein Szepter. Die Frau schickt die Musen, die sie in erregtem Tonfall als "Bühnendirnen" bezeichnet, weg, weil sie dem Kranken eher den Geist vernebeln statt zu ihm helfen, seine Situation mit den Mitteln der Vernunft zu verstehen. Dann wendet sie sich dem Boethius zu und gibt im nächsten Gedicht eine Beschreibung seiner Lage. Boethius wird als Kranker beschrieben, was später noch deutlicher wird, weil die Philosophie wie ein Arzt eine Diagnose stellt.
Einen gewissen Fremdkörper stellt in dem Bild die über der Philosophie gezeichnete Figur Christi dar. Boethius war Christ; in seinem Werk, das im Mittelalter weit verbreitet war und intensiv studiert wurde, findet die christliche Religion aber keine explizite Erwähnung. Die Christusdarstellung ist somit eine interpretierende Hinzufügung des Künstlers: die wahre Philosophie ist Christus selbst." [Dr. Christoph Egger - Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften]

Material/Technique

Pergament

Measurements

285/290 x 215/220 mm

Heiligenkreuz Stiftsmuseum

Object from: Heiligenkreuz Stiftsmuseum

Die 1133 durch Markgraf Leopold III. den Heiligen gestiftete Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz liegt dreißig Kilometer vom Zentrum Wiens...

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