Porträt von Luise Juliane von Oranien-Nassau, Tochter von Wilhelm I. aus 3. Ehe mit Charlotte von Bourbon, gemalt von Daniel van den Queborn/Queecborne.
Mit seiner dritten Ehefrau Charlotte von Bourbon (1546-1582) hatte Wilhelm der Schweiger sechs Töchter, die in rascher Folge zwischen März 1576 und Dezember 1581 zur Welt kamen. In der im Siegerlandmuseum gezeigten Porträtreihe dieser Kinder fehlt Charlotte Flandrina (1579-1640), die zum Katholizismus konvertierte und in ein Kloster eintrat. Die taube Prinzessin wurde Äbtissin des Klosters Sainte-Croix in Poitiers. Es ist möglich, dass ein Kinderbild existierte, mit dem Eintritt in das Kloster wurden jedoch alle weltlichen Dokumente der Nonne vernichtet. Die in dieser Reihe erhaltenen Bilder sind nicht datiert. Sie zeigen die Mädchen in üppigen Kleidern aus schwerem Stoff, auf den Schultern die breiten "Gängelbänder". Auch die weißen Schürzen über dem glockenförmigen langen Rock gehörten zur Festtagsmode der Zeit ebenso wie die Schmuckborten aus Perlen und Goldkügelchen mit großen Anhängern. Die Köpfe der eher traurig aussehenden Prinzessinnen schützen Hauben.
Die älteste der Töchter Luise Juliane (1576-1644) wurde nach dem frühen Tod der eigenen Mutter mit ihren jüngeren Schwestern von der Stiefmutter und vierten Ehefrau des Schweigers, Louise de Coligny (1555-1620), calvinistisch erzogen. Van den Queborn zeigt sie im Alter von etwa sechs Jahren stehend mit einer kleinen Puppe in der Hand. 1593 wurde Luise in Dillenburg mit dem Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz (1574-1610) vermählt und zog in Begleitung ihrer jüngeren Schwester Emilia Antwerpiana in seine Residenz nach Heidelberg. Die Regierungszeit des Gatten wurde lange von streng reformierten Hofräten gesteuert, die in enger Verbindung zu den im Wetterauischen Reichsgrafenkollegium organisierten Familien standen. Luise Juliane schenkte ihrem Gatten, der sie schlecht behandelte und ein überbotmäßiger Trinker gewesen sein soll, acht Kinder. Als Friedrich 1610 "an seinem ausschweifenden Lebenswandel" starb, zog sich Luise Juliane nach Kaiserslautern zurück. 1620 wurde ihr Sohn, der Kurfürst von der Pfalz und böhmische Winterkönig Friedrich V. besiegt und vertrieben. Er ging mit seiner Familie ins Exil nach Den Haag. Seine Mutter floh nach Berlin zu ihrer Tochter Elisabeth Charlotte (1597-1660), der Gemahlin des Großen Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg (1595-1640). Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Dom zu Königsberg, wo sich die kurfürstliche Familie in Folge der Kriegswirren aufhielt.
Text Susanne Kern-Terheyden