Den Blick auf die alte Augustusbrücke in Dresden (erbaut 1727–1731 von Matthäus Daniel Pöppelmann) hat Kuehl ab Mitte der 1890er Jahre bis zu ihrem Abbruch 1908 zu verschiedenen Jahreszeiten und in verschiedensten Techniken immer wieder dargestellt. Die meisten der Bilder zeigen die Ansicht von der Brühlschen Terrasse her, aus Kuehls Atelier im zweiten Stock der Kunstakademie. Seit 1895 hatte er in Dresden eine Professur inne.
Der Blick von oben wurde von den französischen Impressionisten ebenso bevorzugt gewählt, da er atmosphärische, zusammenfassende Darstellungen begünstigt. Kuehl, der in den 1880er Jahren wiederholt in Paris weilte und dort etliche Ansichten der Stadt, auch vom Ufer der Seine, schuf, wählte schon damals gern hochgelegene Standorte. Ob Kuehl die vergleichbaren, etwa zeitgleich entstandenen Ansichten der Waterloo Bridge von Monet kannte, ist ungewiß. Der Vergleich macht aber deutlich, um wieviel gegenstandsbezogener und präziser die Ansichten Kuehls bleiben. | Angelika Wesenberg