Nachdem in Schrimpfs Frühwerk expressionistische Züge erkennbar gewesen waren (vgl. etwa „An der Quelle“, B 84), offenbart dieses Kinderbildnis die Hinwendung des Künstlers zu einem neusachlichen Stil. Mit klaren Linien hat er seinen einjährigen Sohn Peter (1924–1943) dargestellt, der seiner zweiten Ehe mit Hedwig Marschall entstammte. Nur in ein helles Hemdchen gekleidet sitzt er auf einer Wiese, umgeben von Bäumen, im Hintergrund grast ein braunes Pferd. Es ist eine ruhige, stille Atmosphäre, aus der das Kind mit starrem, ausdruckslosem Blick die Betrachter:innen direkt anschaut und ihnen seine nackten Fußsohlen entgegenstreckt. Die von Schrimpf zuvor verwandten expressiven Farben sind durch natürlichere Töne ersetzt. Mittels des eng gefassten Bildausschnitts, den das Kind nahezu ausfüllt, erscheint dieses überdimensional groß. Obwohl der Junge und auch die ihn umgebende Landschaft detailliert und filigran gemalt sind, wirkt die skulpturale Plastizität des Kindes gegenüber seiner Umgebung massiv und schwer. Die Darstellung von Monumentalfiguren vor einer weiten Landschaft wurde bald zu einem für Schrimpf charakteristischen Kompositionsschema (vgl. „Zwei Mädchen am Fenster“, A IV 92). | Stefanie Meisgeier
