Die Münzprägung der Römischen Republik wird vor allem von den großen Namen und Taten der alten Adelsfamilien bestimmt, doch besonders während der 70er Jahre v. Chr. besetzten die sogenannten Popularen das Münzmeisteramt, das sie zur Verbreitung ihrer politischen Botschaften im Sinne der römischen plebs, also der einfachen Bevölkerung, zu nutzen wussten. Auch wenn die meisten Prägebeamten aus dieser Zeit demzufolge eher unbekannte Familiennamen trugen, lässt sich das von L. Cassius Longinus nicht behaupten: Der plebejischen gens Cassia hatte das römische Volk neben bedeutenden Gesetzen auch den Bau einer der ältesten Tempel der Republik zu verdanken. Das Heiligtum für Ceres, Liber und Libera wurde 493 v. Chr. in der Nähe des Aventin gebaut und galt als wichtiges kultisches Zentrum der plebs, an dem auch Getreideverteilungen stattfanden. Die schönen Köpfe auf diesem Denar stellen den Fruchtbarkeitsgott Liber mit Pflanzenstab und einer Efeuranke auf der Münzvorderseite, seine Schwester Libera mit Weinblättern und Trauben im Haar auf der Rückseite dar. Die beiden Gottheiten symbolisieren zusammen mit ihrer Mutter Ceres die grundsätzlichen Rechte auch des einfachsten Bürgers der Stadt Rom auf politische Freiheit und eine gesicherte Nahrungsmittelversorgung.
[Sonja Kitzberger]