Der Theologe Breithaupt kam schon in frühen Jahren in Berührung mit Philipp Jacob Spener und dessen Schüler August Hermann Francke. Er war der erste Lehrstuhlinhaber der theologischen Fakultät der Universität Halle und deren Mittelpunkt. Als solcher sowie als Abt des Magdeburger Stifts und des Klosters Berge bei Magdeburg war er eine der einflussreichsten Figuren des Halleschen Pietismus neben Francke.
Es gab Zeiten, da das Lesen von Romanen und Gedichten als verwerflich galt, ja, in manchen Schichten ist diese Auffassung noch heute nicht überwunden. Breithaupts „Sinnreiches Lateinisches Poëma wieder Den Mißbrauch Der Teutschen Beredsamkeit“ richtete sich gegen die moderne Rhetorik, die anders als die traditionelle Redekunst die Belletristik miteinbezog. Breithaupt beklagte dies als Verfall (vgl. Ros 2012, S. 227 f.). Abgesehen von der vermeintlichen moralischen Anstößigkeit des Entweichens in eine Ideenwelt, witterte er hier einen fremdländischen Einfluss und fürchtete, dass der Libertinismus Frankreichs und Italiens die Sitten der Leserinnen und Leser verderbe. Dies war die Front, der sich die jungen Dichter des 'Zweiten Halleschen Dichterkreises', die Lebenslust und Liebesfreunden zum Gegenstand und zur Intention ihrer Dichtung machten, gegenüber sahen.
bez.:
IOACH. IUSTUS BREITHAUT, S. Theol. D. ejusdem in Academia Hallensi prof. Dubl. Semin. Theol. Dir. Consil. Confist. Ducatus Magdeb.
Unten links: C. Schütz pinx:
Unten rechts: Pet. Schenk fecit exc: Amsteld: cum Privil:
Joachim Just Breithaupt studierte in Helmstedt und Kiel, war 1680 Konrektor in Wolfenbüttel; Privatdozent in Frankfurt am Main; 1685 Hofprediger und Konsistorialrat in Meiningen; 1687 Pfarrer der Predigerkirche in Erfurt; 1691 Univ. Halle; 1705 Generalsuperintendent des Herzogtums Magdeburg; 1709 Abt des Klosters Berge bei Magdeburg; Dt. Theologe; Liederdichter.