Zu den wenigen Glasfachschulen, die in den traditionellen Glaszentren Deutschland und Böhmen angesiedelt waren, gehört die 1904 gegründete Glasfachschule Zwiesel. Ab 1910 erfuhr die Schule mit der Berufung Bruno Mauders (1877–1948) als Direktor eine grundlegende Neuorganisation nach Vorbild der Kunstgewerbeschulreform des Deutschen Werkbundes. Dem in Fachklassen stattfindenden Theorie- und Zeichenunterricht wurde die praktische Ausbildung in Werkstätten angegliedert. Mauder strebte unter Berücksichtigung traditioneller handwerklicher Glastechniken eine enge Zusammenarbeit mit den umliegenden Glashütten an. Die Schule bezog Rohglas von den Hütten und lieferte diesen Formentwürfe. Die ausgeführten Gläser gingen teilweise an die Fachschule zur Weiterveredlung durch Malerei, Gravur oder Schliff zurück. Den aufwendigen Unikaten und Kleinserien der Anfangsjahre folgten ab 1925 größere Serien. Der bis dahin dominierende expressiv- zackige Stil weicht in den Folgejahren sachlichen, zum Teil strengen Formen und Dekoren. Dennoch bleiben stilisierte vegetabile Dekore wie bei dieser Schale bestehen. Der dekorative Charakter der Schale resultiert aus der freien Komposition einer von Blättern und Kugeln umgebenen Frucht. Der in Kugel-, Keil- und Hohlschliff gearbeitete Dekor verleiht dem Bleikristallglas eine spezifische Lichtbrechung und unterstreicht die dekorative Wirkung.
Erworben vom Bayerischen Kunstgewerbeverein, Grassimesse Herbst 1931.