Deckelpokal aus farblosem Glas, breiter Scheibenfuß dekoriert mit einem mattierten Spitzblattkranz in Hochschnitt sowie einem mattierten Zackenkranz um den beschliffenen Fußrand. Der Hohlbalusterschaft zwischen zwei kräftigen Ringscheiben trägt ebenfalls den Spitzblattdekor, ebenso der Ansatz der becherförmigen Kuppa. In ein vertieftes Ovalfeld der Wandung aufgelegt ist ein Glaspastenmedaillon, gerahmt von der fein geschnittenen Kette des Schwarzen Adlerordens, oben mit dem Radmonogramm "FWC" (Friedrich Wilhelm Cronprinz) unter dem Federhut des Ornats des Schwarzen Adlerordens. Im Oval ein Medaillon mit dem Profilbildnis des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Zu beiden Seiten gehalten wird das Ovalmedaillon von Wilden Männern mit Lanze und einer Standarte mit "FWC". Der Mündungs- sowie der Deckelrand ist mit einer geschliffenen Kehlung verziert. Auf dem Deckel am Übergang zum Knauf wiederholt sich der mattierte Spitzblattdekor, ebenso am Knaufbaluster und am abschließenden Nodus.
Das Pastenbildnis wurde von einer Silbermünze von Raimund Faltz (1658–1703), etwa 1696, abgeformt (SPK, Münzkabinett, Inv. Nrn. 18205417 und 18200053; zur Technik s. Theuerkauff, In "Gold" gefaßt, 2008). Der Pokal gehört zum Altbestand und ist in der Gläserspecification Potsdamer Stadtschloss von 1715 erwähnt (SPSG, Hist. Inventare, Nr. 483, fol.138). Es dürfte anlässlich der Stiftung des Schwarzen Adlerordens in Auftrag gegeben worden sein. Einige weitere Gläser mit aufgelegten Glaspasten entstanden zeitgleich anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten von Friedrich I. in Königsberg 1701 (vgl. Keisch/Netzer, Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Abb. Kat. 178f., 207f., S. 256, 269 – Typgleich ohne Paste: Kat. 193, S. 263; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 13.1; zwei weitere Pokale im Bestand der SPSG: Inv. Nr. XIII 721 und F 85/1; ein Pokal im Victoria & Albert Museum, London: Inv. Nr. C.25-1968). Diese besonders feinen und in der Wiedergabe sehr detaillierten Medaillenpokale waren vermutlich Ehrenpräsente und dürften aus der Werkstatt des damaligen Hofglasschneiders Martin Winter (um 1640 –1702) stammen. Der Deckelpokal gehörte ehemals zur Sammlung Feldmühle.
Verena Wasmuth