Mit dem Tod des Porträtisten Franz Xaver Winterhalter im Jahr 1873 begann Heinrich von Angelis große Karriere als Porträtmaler der europäischen Aristokratie. Das »Damenbildnis in Renaissancekostüm« ist eine Spielart seiner repräsentativen Bildnisse, sicherlich beeinflußt von Hans Makart, der sich etwa um dieselbe Zeit verstärkt der Bildnismalerei zuwandte und den Angeli 1871 in Venedig getroffen hatte. Trotz des erhaltenen eigenhändigen Verzeichnisses der von Angeli zwischen 1864 und 1875 gemalten Bildnisse (vgl. E. Newzella, Nicht so ernst Majestät, Graz 1990, S. 179–185), ist die in historisierender festlicher Robe dargestellte Frau nicht zu identifizieren. Rollenporträts dieser Art, also Bildnisse des Porträtierten in der Rolle historischer oder literarischer Figuren oder einfach im Gewand vergangener Zeiten, waren seit dem 17. Jahrhundert verbreitet und erlebten gerade im 19. Jahrhundert – auch im Bereich der Fotografie – neuen Aufschwung. Wie die zahlreichen Kostümfeste der Zeit sind sie von den eskapistischen Sehnsüchten der großbürgerlichen und aristokratischen Gesellschaft getragen. | Regina Freyberger
Stiftung von Hermann Hoffbauer und Frau