Im April 1845 reiste der Oldenburger Gymnasialprofessor Adolf Stahr (1805–1876) für ein Jahr nach Italien. Im Juni traf er in Rom ein und lernte – über Vermittlung des für die Stadt später so bedeutsamen Hannoveraner Sammlers Hermann Kestner – den Bildhauer Heinrich Kümmel und wenig später das Ehepaar Steinhäuser kennen. Wilhelm Steinhäuser, der sich in den 1830er Jahren bei Joseph Bernhardt in München zum Porträtisten hatte ausbilden lassen, lebte seit 1843 in Rom und war hier ebenfalls vor allem als Bildhauer tätig. Mit dem kunstenthusiastischen Stahr verband ihn bald eine enge Freundschaft, die auch den Anlaß für das vorliegende, etwas konventionelle Porträt des Vierzigjährigen gegeben haben mag, der wenig später krankheitsbedingt nunmehr als freischaffender Schriftsteller tätig war. In Stahrs 1847 bis 1850 veröffentlichten »Erinnerungen an Italien« werden die Porträtsitzungen allerdings nicht erwähnt.
Möglicherweise entstand das Bildnis auch für die Schriftstellerin Fanny Lewald (1811–1889), die der bereits verheiratete Stahr im November 1845 in Italien kennen- und liebengelernt hatte. Nach Stahrs Abreise aus Italien entspann sich eine rege Briefkorrespondenz zwischen ihnen, doch erst nach der Scheidung Stahrs 1855 konnte das Paar heiraten. Das Bildnis, das nach Fanny Lewald das »beste Bild« ihres späteren Mannes war, vermachte die Schriftstellerin 1889 der Nationalgalerie (SMB-ZA, I/NG 990, Journal-Nr. 1889/861). | Regina Freyberger