Studie zum Christus auf der »Pietà« des Kunsthistorischen Museums, Wien [...]. Das vielfach kopierte und replizierte Gemälde gilt als Hauptwerk Cigolis; vor dem Hintergrund der Gegenreformation entsprach es dem Bemühen, religiösen Stoffen eine gesteigerte Intensität und eine glaubhafte, leicht faßbare Botschaft zu hinterlegen. Die Gestalt auf dem Bild weicht nur in der typologisch festgelegten Physiognomie Christi von der gezeichneten Vorlage ab, die nach einem in exakte Position gebrachten Modell »dal vivo« entstanden sein wird.
Erworben als Arbeit des Antonio Zanchi, wurde das Blatt nach vorbehaltlicher Attribution an Cigoli durch Pouncey (Kartonnotiz), die Thiem bestätigte, von Matteoli einem Schüler Cigolis in Rom zugeschrieben, Sigismondo Coccapani. Der ursprüngliche Vorschlag erscheint jedoch aufgrund der Funktion als Modellstudie für das Wiener Bild, der sehr offenen, breit angelegten Detailskizze auf der Rückseite und nicht zuletzt wegen der äußerst hohen, malerischen Qualität überzeugender. Die Entstehungszeit der Zeichnung und des Gemäldes ist mit Hilfe eines quadrierten Entwurfs der »Pietà« im Pariser Cabinet des Dessins einzugrenzen, die Cigoli signierte und »1599« datierte [...].
Text: Hein-Th. Schulze Altcappenberg in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 274, Kat. V.35 (mit weiterer Literatur)