Gemeinsam mit seinem Bruder Johann Gottlieb (1744-1773) übersiedelte Philipp Hackert Ende 1768 nach Rom. Von der Stadt und ihrer näheren Umgebung schufen die Brüder - oft in enger Zusammenarbeit - zahlreiche Ansichten und Prospekte. Aufträge führten Philipp Hackert auch nach Süditalien. So arbeiteten die Gebrüder Hackert auch für den in Neapel lebenden Lord William Hamilton. 1770 entstanden von Philipp Hackert verschiedene Ansichten der "Montagnuoli", die für die Campi Phlegraei Hamiltons (Neapel 1776) gestochen wurden. Nachdem sich Johann Gottlieb Hackert 1772 nach England begab, holte Philipp Hackert seinen jüngsten Bruder Georg (1755-1805) zu sich. In der folgenden Zeit blieb er als Reisebegleiter und Stecher seiner Werke bei ihm. 1782 unternahm Philipp Hackert als Wanderer eine längere Tour, die ihn von seinem Landhaus am Lago d`Albano durch die Albaner Berge bis zur Küste führte. Auf ihr entstanden Zeichnungen, die in ihrem Duktus und Stil ganz und gar der in Rudolstadt aufbewahrten Arbeit Hackerts entsprechen. So zeigt der Künstler einen Waldweg, der im Vordergrund von zwei riesigen Kastanienbäumen flankiert wird. Hinter einer Biegung führt der Weg in die freie Natur. Schemenhaft sind hier Wanderer zu sehen. Hackert, der dem Mythos des Waldes nachspürt, zeigt die beiden großen Bäume mit ihren unverwechselbaren Merkmalen. Der schräge Wuchs, die Astgabelungen und die Astlöcher lassen die Bäume als Individuen erscheinen, die es wert sind, aus dem Wald herausgelöst zu werden. Goethe berichtete von Hackerts "malerischer Reise nach Neapel", daß er unterwegs vieles in Terracina, Capo Circeo, Itri, Molo di Gaeta, Sessa zeichnete. Als Vergleich zu dem in Rudolstadt aufbewahrten Blatt Hackerts mag das aus Goethes Besitz stammende Blatt "Bei Rocca di Papa" (Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen) dienen. [Lutz Unbehaun]
Bezeichnet links unten "Philipp Hakert"; Provenienz: Fürstliche Kupferstichsammlung, Ankauf Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt.