Eine alte Frau, in einem Lehnstuhl sitzend, beim Beschneiden der Fingernägel, nach einem Gemälde, dass früher Rembrandt zugeschrieben wurde. Mezzotinto, beschrifteter (später) Zustand, 1764.
Beschriftet mit dem Bildtitel, Herstellungs- und Publikationsangaben sowie einem Hinweis auf das Originalgemälde.
Auch Rembrandt war bereits im 18. Jahrhundert ein „Klassiker“, dessen Œuvre durch die eigene Werkstatt und andere Künstler weit verbreitet und beliebt in Europa war. Das führte dazu, dass Arbeiten in Rembrandts Stil, wie die Vorlage für dieses Schabblatt, als „echte Rembrandts“ angesehen wurden.
Dieses Mezzotinto fertigte kein britischer Künstler, sondern der in Augsburg geborene und hauptsächlich in Wien lebende Johann Gottfried Haid an. Haid unternahm Mitte der 1760er Jahre, mit Unterstützung des kaiserlichen Hofes in Wien, eine Studienreise nach London. Dort arbeitete er bei John Boydell, dem bedeutendsten britischen Kunstverleger dieser Zeit, um seine Fähigkeiten in der „englischen Manier“ weiter zu vervollkommnen. Nach seiner Rückkehr aus dem „Mezzotinto-Mekka“ London gründete Haid in Wien eine Schabkunstschule, die nach seinem Tod als Spezialschule der kaiserlichen Akademie fortgeführt wurde. | Wolfgang Rose