Der Stilkunst des Fin de Siècle verpflichtet, hat Zwintscher seine junge Frau hier in dem abgeschirmten Raum einer Laube gemalt. Adele Zwintscher, geborene Ebelt (1872–1942), mit der er seit 1898 verheiratet war, diente ihm um 1900 mehrfach als Modell zu elegisch versponnenen Frauengestalten. In manchen Werken erkennt man das Vorbild Arnold Böcklins, dessen Werke Zwintscher in München bewundert, in anderen den Einfluß Heinrich Vogelers, der das junge Paar 1900 in Meißen besucht und nach Worpswede eingeladen hatte. Der rundbogige Abschluß, die Goldrahmung insgesamt, erinnert zudem an Madonnendarstellungen, an ein Paradiesgärtlein; er erhebt die Dargestellte, grenzt sie ein und beschreibt ihre soziale Rolle.
Adele Zwintscher ist bei aller kränklichen Feingliedrigkeit zugleich sehr diesseitig erfaßt: Kleid, Bank und Blumen sind genauestens wiedergegeben; das Werk weist auf die Neue Sachlichkeit voraus. Die Präzision in der Darstellung so vieler Nebensächlichkeiten aber läßt Adele Zwintscher gefangen erscheinen, ähnlich dem von Curt Stoeving 1894 gemalten kranken Nietzsche auf der Veranda des Elternhauses in Naumburg (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 898); »gleich einem Vögelchen im Bauer«, hatten Hausarzt und Mutter dieses Bildnis des Philosophen gerügt (zit. nach: Die Lebensreform, Bd. 2, Ausst.-Kat., Darmstadt 2001, S. 35). Auch dort ersetzt eine Reihe von Blumentöpfen Natur und verstellt Weite. | Angelika Wesenberg