Das Becherglas wurde 1911 mit Mitteln der Adolf-Senff-Stiftung für das Kunstmuseum Moritzburg angekauft. Der sehr dickwandig-massive Becher stammt laut Robert Schmidt aus einer Zeitspanne um 1670/1675. Am unteren Rand blanker Kugelfries. Durch Schliff und Tiefschnitt ist die Wandung mit drei kräftigen, leicht bekleideten Putten dekoriert, die auf ihren Zehenspitzen zu tanzen scheinen. Sie haben knubbelige Füße und Hände sowie pausbäckig wirkende Gesichtszüge mit welligem Haar. In ihren Händen halten sie Äste eines Weinstocks mit Traubenstauden, von denen große Weinblätter und sich kringelnde Ranken über die Wandung verlaufen. Stark im Kontrast zu den tanzenden Putten auf der Wandung steht dagegen die anzügliche Szene in der Bodenfläche mit einem sich liebenden Paar. Nach Schmidt ist der Becher definitiv eine Potsdamer Arbeit, der Schnitt sei allerdings zu grob um aus der Werkstatt Spiller oder Winter zu stammen. Ihm erscheint es wahrscheinlicher, dass das Glas nach dem Vorbild einer Metallform von Gottfried Leygebe geschnitten worden ist, durch die Hand eines unbekannten Potsdamer Glasschneiders (vgl. Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 7.2). Vergleicht man den Glasschnitt jedoch mit Gläsern, die Martin Winter zugeschrieben werden, sind eindeutige Parallelen zu erkennen und sprechen für ein Mitglied seiner Werkstatt als Glasschneider dieses Bechers. Ursprünglich dürfte ein Deckel mit den gleichen großen Kugelungen am Mündungsrand zugehörig gewesen sein. [Sophie Mannich, Verena Wasmuth]