Das Bild zeigt Charlotte Kestner geb. Buff (1753-1828) als junge Frau im dunklen Kleid mit weißem Spitzenbrusteinsatz und Schleiertuch über der Schulter. Ihr Haar ist hochgesteckt, im Nacken zeigen sich lange Ringellocken. Die Vorlage für diese stark idealisierte Darstellung war wohl das Porträt von Johann Heinrich Schröder von 1782, das später als bei Julius Giere verlegter Druck große Verbreitung fand.
Charlotte Buff lernte in Wetzlar den Legationssekretär am Reichskammergericht Johann Christian Kestner kennen. Sie heirateten 1773 nach seiner Anstellung am Staatsarchiv Hannover. Aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor, u. a. August (1777-1853) und Hermann (1810-1890), denen die Entstehung des Museums August Kestner zu verdanken ist. Das Paar machte 1772 die Bekanntschaft des Praktikanten am Reichskammergericht Johann Wolfgang Goethe.
In der hannoverschen Stadtgeschichte ist Charlotte Kestner eine prominente Person. Ihr Grab auf dem Gartenfriedhof an der Marienkirche war im 19. und 20. Jahrhundert ein Anziehungspunkt für Verehrer*innen des frühen Goethe. Denn Charlotte Buff war Vorbild für die „Lotte“ in seinem 1774 veröffentlichten und viel gelesenen Roman „Die Leiden des jungen Werthers“, einem Klassiker der empfindsamen literarischen Strömung des Sturm und Drang. Goethe hatte sich während seines Aufenthalts in Wetzlar in die junge Frau verliebt und ihr als „Lotte“ ein literarisches Denkmal gesetzt.