Die Kunst des Ikebana brachte eine Vielzahl von Schulen und Stilen hervor. Sie alle prägt der Anspruch, ein vom spezifischen Raum- und Zeitverlauf abhängiges, auf Jahreszeit und Anlass zugeschnittenes Kunstwerk zu schaffen. Der auf einem ausgestellten, hohen Fußring sitzende gestauchte Bauch dieser Vase geht in einen zierlichen Hals über, der in einen knoblauchzwiebelförmigen Abschluss mündet. Die zur Inszenierung eines einzelnen Blütenzweigs gedachte Vase folgt in diesen Details dem eleganten Sorori-Typus des 16. Jahrhunderts. Der Ruhm dieser Vasen gründete in ihrer auch in der Traktatliteratur beschriebenen Schlichtheit. Die später hinzukommenden Ikebana-Schulen etablierten neue Gefäßtypen, ohne die traditionellen damit zu verdrängen. So sind die kräftige Patinierung in Rot und Grün und die umlaufende Absatzkante über dem Bauch Indizien für die Herstellung dieses Exemplars im 19. Jahrhundert. Der Überlieferung nach soll allerdings schon Teemeister Sen no Rikyû 1566 eine purpurfarbene Enghalsvase mit grüner Patina und roten Flecken benutzt haben. In Berlin griff um 1900 Walter Elkan die Erzeugung derart intensiv roter Patina auf, die er als „Blutbronze“ patentieren ließ. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Ankauf 1903.