Die kolorierte Radierung zeigt eine Ansicht der Ruinen des "Haardtschlösschens" (eigentlich der Burg Winzingen). Die Burg war im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch die Franzosen besetzt worden und wurde 1696 durch hessische Truppen beschossen und größtenteils zerstört.
Das Blatt ist das zweite aus einer Serie von neun Blättern ("Das Haardtgebirge und die Gegend von Worms und Nierstein") von Jakob Wilhelm Roux. Roux, der aus einer französischen Hugenottenfamilie stammte, war ein erfolgreicher deutscher Maler und Zeichner. Neben Porträts fertigte er auch zahlreiche Radierungen von Landschaften. Im Zuge einer Rheinreise entstand 1820 der Zyklus „Malerische Ansichten des Rheins“, der als ein Hauptwerk der Rheinromantik betrachtet werden kann. Ruinen, insbesondere die Spuren vergangener Kriege, wurden als malerische, zuweilen rätselhaft wirkende Zeugnisse einer lange zurückliegenden Zeit wahrgenommen. Die romantischen Idyllen, pittoresken Burgruinen und malerischen Dörfer bildeten in der sich zunehmend beschleunigenden kapitalistischen Gesellschaft des heraufziehenden Industriezeitalters Fluchtpunkte für eine Gesellschaft, der die Natur immer mehr abhandengekommen war. [Ludger Tekampe / Johanna Kätzel]