Porträt von Christian Wolff. Der deutsche Universalgelehrte wird hier als Halbfigur nach links, den Kopf nach rechts gewandt dargestellt. Sein Blick geht an den rechten Blattrand. Die rechte Hand ruht auf einem halbgeöffneten, vor ihm stehenden Buch auf einem Tisch, in das er zwei Finger als Lesezeichen gesteckt hält. Er trägt Perücke, eine offene Jacke, aus der ein Jabot quillt, dazu einen Umhang über dem linken Arm, der sich am rechten Arm fortzusetzen scheint. Der Dargestellte sitzt vor einem großen Vorhang, hinter dem sich rechts ein Bücherregal befindet. Unter dem Bildrechteck erscheint eine durch ein Wappen geteilte sechszeilige lateinische Beschriftung mit einigen Tätigkeiten Wolffs sowie seiner korrekten Lebensdaten.
Bei Christian Wolff handelt es sich um einen der bedeutendsten Philosophen der deutschen rationalistischen Frühaufklärung. Er studierte zunächst in Jena Theologie, Physik und Mathematik. 1702 habilitierte er und gab private Vorlesungen in Leipzig. Auf Empfehlung von Gottfried Wilhelm Leibniz wurde er 1707 Professor der Mathematik und Philosophie an der Universität in Halle. Ein paar Jahre später wurde er Mitglied der Royal Society und der Berliner Akademie der Wissenschaften. Nach einer "Rede über die praktische Philosophie der Chinesen" wurde er von den Pietisten als Religionsfeind und Determinist angegriffen und 1723 auf Befehl König Friedrich Wilhelms I. aus Halle vertrieben. Friedrich II. von Preußen rief ihn 1740 nach Halle zurück. Er wurde hier wieder als Professor angestellt, diesmal des Natur- und Völkerrechts, drei Jahre später wurde er Kanzler der Universität.
Bei diesem Blatt handelt es sich um einen sehr feinen Kupferstich, den der Leipziger Kupferstecher Johann Martin Bernigeroth ausgeführt hat. Eine Vorlage ist bisher nicht bekannt. Weitere Exemplare des Blattes befinden sich in den Kunstsammlungen der Veste Coburg, in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und in der Staatsbibliothek zu Berlin. Das Blatt wurde 1755 als Frontispiz des Buches "Historische Lobschrift des weiland hoch- und wohlgebohrnen Herrn Herrn Christians, des H. R. R. Freyherrn von Wolf" verwendet, das der Hallenser Johann Gottfried Renger verlegt hat.
Signatur: J. M. Bernigeroth sc. Lipsiae 1755.
Beschriftung: CHRISTIANVS L. B. DE WOLF, S.R.M. BORVSS. A CONS. SANCT. ACAD. HAL. CANCELLAR. NEC NON IVR. NAT. ET. MATH. L.P.O. ACAD. PETROL. PROF. HONORAR. SOCC. R.R. LOND. PARISIN. BEROL. ET BONON. ADSCRILIUS. Nat. A: 1679.d. 24. Jan. Denat. A. 1754. d. 9. Apr.
Quelle: Gottsched, Johann Christoph: Historische Lobschrift des weiland hoch- und wohlgebohrnen Herrn Herrn Christians, des H. R. R. Freyherrn von Wolf (...), Halle (Saale) 1755, Frontispiz.