Der Goldschmied Johann Michael Wilm (1885–1963) gründete 1919 in München eine eigene Werkstatt, in der er bereits Anfang der 1920er Jahre Versuche unternahm, eine aus der Antike bekannte, aber vergessene Granulationstechnik nachzuahmen. Bei dieser Technik werden winzige Goldkügelchen zu einem Muster gelegt und mit dem Grund zusammengelötet. Durch die minimale Berührung des jeweiligen Kügelchens mit dem Untergrund entsteht ein Licht-Schattenspiel, welches eine intensive plastische Wirkung des Motivs erzeugt. Charakteristisch für die Arbeiten Wilms sind stilisierte Ornamente, Symbole sowie phantasievoll erzählte Geschichten und Darstellungen aus dem alltäglichen Leben. Dieses im Frühjahr 1931 auf der Grassimesse präsentierte Döschen zeigt eine Goldschmiedewerkstatt mit einer im Vordergrund aufgestellten Vitrine sowie werkelnde Goldschmiede. Das kostbare Döschen war einst im Besitz des in Leipzig ansässigen Juweliers Ernst Treusch, der es in einer in seiner Werkstatt ausgeführten silbernen Dose aufbewahrte. Deren punziertes geometrisches Dekor aus Rechtecken, Dreiecken und Kreisen steht analog zu der feinen Goldgranulierung.
Armin und Anneliese Treusch Stiftung, Leipzig, 1995.