Die auf 1597 datierte Eidbibel, eine repräsentative Arbeit der beiden bedeutendsten Goldschmiede Leipzigs – Hans Reinhart d. J. und Elias Geyer – zeichnet sich durch überaus prächtige Goldschmiedearbeiten aus. Eine zweite, 1605 datierte Bibel, heute im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, besitzt auffallenderweise eine nahezu identische Einbandgestaltung. Der Stadtchronist Johann Jacob Vogel (1660–1729) erklärt diese erstaunliche Doppelung damit, dass die beiden einander so ähnlichen Exemplare kurz hintereinander gearbeitet wurden – allerdings für zwei verschiedene Institutionen im Rathaus: 1597 wurde eine Eidbibel für die „Richter-Stube“ angeschafft, 1605 wurde eine Eidbibel für die „neuerwehlten Raths-Herren“ erworben. Die ältere Bibel gehörte also einst zum Stadtgericht. Die beiden Inschriftenfelder nennen nicht nur Stifter und Auftraggeber, sondern auch den religiösen Anlass der Herstellung – demnach schwörten bis 1597 die Richter den Amtseid auf ein Kästchen, in dem sich Reliquien befanden. Erst 58 Jahre nach Einführung der Reformation in Sachsen wurde eine Bibel im lutherischen Sinne zum Zentrum der feierlichen Zeremonie des Stadtgerichts und stellte damit ein öffentliches Bekenntnis zum Protestantismus dar.
Enthält: „Die Propheten alle Deudsch“ von Martin Luther.
Aus dem Leipziger Ratsschatz, 1875 übernommen.