Auf der Rundung des ungefassten Humpenmantels aus Elfenbein ist die dramatische Begegnung von Diana und Aktaeon dargestellt, wie sie Ovid in seinen Metarmorphosen (III, 131-152) erzählt: Nach erfolgreicher Jagd schickt Aktaeon seine Begleiter fort und bleibt allein im Wald zurück. Dort stösst er überraschend auf Diana und ihre Gefährtinnen, die sich an einer Quelle entkleidet haben, um ein Bad zu nehmen. Die Nymphen versuchen vergeblich, die nackte Göttin vor den unkeuschen Blicken des Jägers zu schützen. Doch Diana weiß zu verhindern, dass Aktaeon von ihrem Anblick berichten kann: Die Göttin bespritzt ihn mit Wasser, worauf er sich in einen Hirsch verwandelt. Nun wird der Jäger zum Gejagten und von seinen eigenen Hunden zerfleischt.
Die differenzierte Wiedergabe der Vegetation und die Sinnlichkeit in der Wiedergabe der unterschiedlichen Stoffe, vor allem der Haut, machen die Schnitzerei zu einer äußerst qualitätvollen und kunstfertigen Arbeit.
[Fritz Fischer]