Die Lithografie zeigt Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1652-1722) als junge Frau. Die Tochter des Pfalzgrafen und Kurfürsten Karl I. Ludwig von der Pfalz (1617-1680) wurde 1671 mit dem Bruder Ludwigs XIV. (1638-1715), Herzog Philippe I. von Orléans (1640-1701) verheiratet. Elisabeth Charlotte verbrachte viel Zeit am Hof von Versailles, wo sie allgemein als "Madame la Palatine" oder einfach nur "La Palatine" bekannt war. Vor allem anfänglich hatte sie ein ausgesprochen gutes Verhältnis zum König, mit dem sie z.B. gemeinsam zur Jagd ging. Obwohl sie keine Schönheit war - was Elisabeth Charlotte oft selbst betonte - und ungeachtet oder vielleicht gerade aufgrund ihrer etwas unkonventionellen und unverblümten Art, war sie anfangs auch bei den Hofdamen beliebt. Sie führte sogar unbeabsichtigt eine neue Mode ein: Bei ihrer Hochzeit mit Herzog Philippe trug sie aufgrund der kalten Temperaturen einen kurzen, pelzbesetzten Umhängekragen, wie er auch beim vorliegenden Bildnis wiedergegeben ist. Das Accessoire, das der pfälzischen Tracht entlehnt ist, wurde zunächst als unmodisch belächelt. Da Elisabeth Charlotte aber in hoher Gunst des Königs stand und wohl auch angesichts des übermäßig kalten Winters in Frankreich 1676, ahmte man ihre Mode bald nach. Der Pelzkragen wurde nach seiner Herkunft als "Palatin" benannt und nach einigen Verfeinerungen als französisches Modeaccessoire wiederum in Deutschland eingeführt. [Johanna Kätzel]