Die Malerei auf dem Blatt aus Velin, einer speziell für die Fächerherstellung präparierten Kalbshaut, zeigt ein antikes Bildhaueratelier. Die zentrale Szene handelt von der Geschichte Pygmalions, des Königs von Zypern und berühmten Bildhauers. Er entbrannte in heißer Liebe zu einer von ihm selbst geschaffenen Mädchenstatue aus Elfenbein. Venus, die Göttin der Liebe, hatte Mitleid mit dem liebeskranken König und hauchte der Statue Leben ein. Daraufhin machte Pygmalion das schöne Mädchen zu seiner Frau. Das Gothaer Schlossmuseum besitzt eine der bedeutendsten musealen Fächersammlungen Europas. Bereits im frühen 19. Jahrhundert von Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) angelegt, umfasst sie trotz zahlreicher kriegsbedingter Verluste noch immer annähernd 300 Fächer europäischer und ostasiatischer Provenienz des 16. bis 20. Jahrhunderts sowie einige ethnographische Exemplare des 19. Jahrhunderts aus dem Orient, aus Südostasien und aus Amerika. Der überwiegende Teil der Sammlung wurde dem Herzog durch den in Gotha geborenen Joseph Meyer (1796-1856) vermittelt. Der spätere Verleger und Begründer des Bibliographischen Instituts war in den Jahren 1817 bis 1820 in London tätig und erwarb in dieser Zeit zahlreiche Objekte für die Sammlungen seines Gothaer Landesherrn. Die im Thüringischen Staatsarchiv Gotha aufbewahrte Korrespondenz zwischen Herzog August und Meyer belegt auch die Erwerbung von Fächern. So schrieb der Herzog im Dezember 1817 an Meyer: »Schicken Sie mir doch auch schöne éventails [Fächer] von der ganz neuesten Mode, […] indische, japanische, chinesische, aber auch ächt brittische.« [Ute Däberitz]