Die mit „ALBERTUS“ bezeichnete Figur des brandenburgischen Kurfürsten Albrecht Achilles (1490-1554) nimmt als einzige der zwölf von Bartholomeus Eggers ab 1685 geschaffenen Kurfürsten-Statuen Blickkontakt mit dem Betrachter auf. Mehr noch: Sein Körper neigt sich mit dem vorgestellten rechten Bein leicht nach vorn, um die Haltung realistisch aussehen zu lassen. Damit überwindet die Darstellung illusionistisch die Härte und Unbeweglichkeit des Marmors. In der rechten Hand trägt er wie seine Vorgänger (Skulpt.slg. 78 und 79) den Feldherrenstab (oberer Teil abgebrochen), die linke umfasst den Griff des Kurschwertes. Kurfürst Albrecht Achilles war der dritte brandenburgische Kurfürst des Hauses Hohenzollern, dritter Sohn Friedrichs I. und Bruder von Kurfürst Friedrich II.
Die an der Antike orientierte, idealisierte Darstellung Albrecht Achilles‘ gehört in die Reihe der zwölf Kurfürsten- und vier Kaiser-Statuen von Bartholomeus Eggers (1637-1692), die zwischen 1685 und 1689 im Auftrag des Kurfürsten Friedrich Wilhelm (und nach dessen Tod im Auftrag seines Sohnes und Nachfolgers Kurfürst Friedrich III.) eigens für den Alabastersaal im Berliner Schloss entstanden war. Der Hofbaumeister Michael Mathias Smid errichtete zwischen 1681 und 1685 diesen neuen Festsaal für den Großen Kurfürsten. Der im oberen Stockwerk des Quergebäudes zwischen den beiden Schlosshöfen gelegene Saal war nach außen völlig schmucklos. Die Gestaltung des Inneren jedoch zielte auf höchste Repräsentation: Auf beiden Längsseiten befanden sich fünf hohe Fenster, die sich mit sechs rundbogigen Nischen abwechselten, in denen auf Konsolen die von Eggers geschaffenen Kurfürsten-Statuen standen. An den beiden Schmalseiten gab es jeweils zwei Nischen für die Kaiser-Statuen. Fenster und Nischen wurden jeweils von korinthischen Pilastern flankiert. Dieser architektonische und bildhauerische Schmuck, darunter auch aufwändige Stuckarbeiten, sowie das Deckengemälde, welches die durch Friedrich Wilhelm geförderten Künste darstellte, waren allein aus politisch-repräsentativen Gründen für den Alabastersaal entstanden. Sie verdeutlichten die dynastische Legitimität der Hohenzollern durch eine angeblich bis in die Antike zurückreichende Ahnenreihe der eigenen Familie sowie das durch die Malerei wiedergegebene Thema des „Guten Regiments“ durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm. – Der Name des Festsaals ist jedoch irreführend. Er bezog sich auf das Material der Statuen, die jedoch nicht in Alabaster, sondern in Marmor gearbeitet sind. Bis auf die Figuren der Kurfürsten Joachim Friedrich (1546-1608) und Georg Wilhelm (1595-1640) haben alle Werke den Zweiten Weltkrieg überstanden und befanden sich danach bis 2012 im Neuen Palais in Potsdam. Der gesamte Zyklus wird als Leihgabe der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ab Ende 2020 im Humboldt Forum im Berliner Schloss zu sehen sein.
Silke Kiesant / Aemilia Müller