Das Doppelporträt von Friederike Elisabeth Oeser (1748–1829) und Wilhelmine Oeser (1755–1813), der Töchter des Malers und Zeichners Adam Friedrich Oeser (vgl. IV-1948-003), entstand bei einem Aufenthalt Tischbeins in Leipzig. Goethe nahm während seiner Leipziger Studienzeit Zeichenunterricht bei Oeser in der Pleißenburg und stand ab 1766 auch in freundschaftlicher Beziehung zu dessen Familie [...]. Tischbein stellt die Schwestern als Halbfiguren in der Art eines Freundschaftsbildes dar; die Linke ist Friederike, die den Arm um die Schultern der jüngeren Wilhelmine legt. Beide besitzen lebhafte dunkle Augen und sind à la mode gekleidet. Friederike erscheint fast en face in lässig-eleganter Hauskleidung: Ein Negligé aus dunkelgrauer Seide fällt fließend über das von schwarzen Spitzen bedeckte, von einer grünen Schleife abgeschlossene Dekolleté; den Hals schmückt ein Collier aus Perlen und das gepuderte Haar ein grüner Kranz. In der behandschuhten rechten Hand hält sie einen braunen Lederband, auf dessen Rücken »Gellert / Gedichte / I. Theil« zu lesen ist. Die zierlichere Wilhelmine wendet sich ihr im Halbprofil zu. Sie trägt ein tief ausgeschnittenes Überkleid in changierendem Rosé mit reichem Spitzenbesatz an Brust und Ärmeln und einen Kopfputz aus rosa Blüten, einer Schleife und Federn. Während Friederike ihr musisches Interesse durch die Lektüre beweist, spielt Wilhelmine ein lautenähnliches Instrument, eine »English guitar« (Mitteilung von Ulrike Müller-Harang vom 28. Juni 2007, in der Bildakte). Hinter ihr deutet eine Staffelei das künstlerische Umfeld der Familie an. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 308-309)
Werkverzeichnis:
Flohr G 119