Der österreichische Maler Karl Truppe malte "Sein und Vergehen" 1940. Die junge Nackte ist auf verträumte Art und Weise ganz der Gegenwart verhaftet; das Leben der gealterten Frau hingegen besteht zum großen Teil aus Vergangenheit. Sie blickt mit einer Mischung aus Verständnis und heiterer Melancholie auf die junge Frau.
Die Haltung der linken Hand ist bei beiden fast identisch, was den Alterungsprozess, die Transformation durch die Zeit, noch deutlicher hervortreten lässt. Das allegorische Gemälde wurde eines von Karl Truppes populärsten Werken. Seine größten Erfolge hatte Karl Truppe zwischen 1920 und 1945. Auch die nationalsozialistischen Machthaber schätzten seine Werke; Adolf Hitler besaß mehrere Gemälde von ihm.
Die junge Frau, die hier das Sein repräsentiert, entspricht auch ziemlich exakt dem von den Nationalsozialisten geschätzten Frauenbild, das man auch als "BDM-Typ" bezeichnen könnte. Die mit W. Daldrup signierte Kopie entstand 1957. Im Vergleich zum Original wirkt die Szene heller ausgeleuchtet; die Figuren sind stärker konturiert, die Übergänge weniger weich gehalten. Über Daldrup liegen bisher keine weiteren Informationen vor.