Der Krimkrieg (1853-1857) gilt als der erste moderne Krieg, bei dem Technik, Maschinen und Logistik wichtiger wurden als Heldenmut und scheinbar auch Feldherrnkunst. Gleichzeitig offenbarte sich eine skandalöse Inkompetenz vor allem der englischen Armeeführung, die zu völlig unnötigen Verlusten führte. Tausende Soldaten starben an Krankheiten und schlechter Wundversorgung, weil weder sanitäre Anlagen noch leistungsfähige Lazarette in ausreichender Zahl vorhanden waren. Das britische Armeehospital in Scutari bei Istanbul war überlastet, die hygienischen Zustände katastrophal. 1854 übernahm Florence Nightingale die organisatorische Leitung der Krankenpflege. Ihre Initiative erfolgte zur Hälfte in staatlichem Auftrag, war aber überwiegend spendenfinanziert. Dies ermöglichte ihr unter Umgehung der völlig ineffizienten Beschaffungsbürokratie die Anschaffung einer Grundausstattung an Bettwäsche und Verbandszeug und die Einrichtung einer Wäscherei. Unter ihrer Leitung wurden sämtliche Krankensäle beheizt, weitere Behandlungsräume und Küchen für spezielle Krankenhauskost eingerichtet. In vier Monaten verwandelte sich Scutari, das vor Nightingales Ankunft noch nicht einmal über nummerierte Betten verfügte, in ein funktionsfähiges Krankenhaus. Nightingale war nicht nur eine talentierte Logistikerin, sondern verfügte auch über beträchtliche mathematische und statistische Fähigkeiten. Die Analysen ihrer sorgfältig erfassten Daten bildeten die Grundlage ihres Geheimberichts an die Regierung, der eine umfassende und weitreichende Reform des britischen Sanitätswesens zur Folge hatte. Die Zeichnung stammt von dem britischen Künstler Robert Neal Hind, der zahlreiche Ereignisse aus dem Krimkrieg bebilderte. Die Druckplatte schuf der Kupferstecher George Greatbach.