Mit der farbigen, bleiverglasten Zierfensterscheibe (Schweizers Scheibe) stellt sich Gedeon von Ostheim (1524-1615) dar. Er stammte aus dem fränkischen Geschlecht 'Marschall von Ostheim' und war der Sohn des Heinrich von Ostheim. Er war Obervogt von Brackenheim (1560-1571), Nagold (1572-1588), Wildberg (1585-1588) und Tübingen (1588-1615). Das Objekt war für den Sitzungssaal im Nagolder Rathaus bestimmt.
Die Zierfensterscheibe setzt sich aus mehreren farbig gefassten Glasfragmenten zusammen. Sie sind über Bleiruten verbunden. Mittig ist das Wappen von Gedeon von Ostheim in den Farben Gelb, Schwarz und Weiß dargestellt. Unter dem Wappen ist eine Inschrift in Fraktur angebracht: ''Gedeon v. ostheim dieser zeitt obervogt zu nagolt 1580".
In den Ecken links oben, links unten und rechts unten sind Figuren zu sehen. Links oben befindet sich eine weibliche Figur mit Kelch und Kreuz in den Händen. Sie blickt nach rechts. Ihr linkes Bein und ihre Brüste werde nicht durch ihre Kleidung bedeckt. Durch ihre Attribute ist sie als Allegorie der Tugend und gleichzeitig des Lasters ausgewiesen. Links unten blickt eine Figur im Dreiviertelprofil nach links aus dem Bild heraus. Sie ist durch lockiges, langes, blondes Haar gekennzeichnet. Rechts unten blickt eine weitere Figur zum Wappen. Ihre Brüste sind ebenfalls nicht durch die Kleidung bedeckt. Ein langer Akanthus-Zweig und ein geschlossenes Buch begleiten ihre Darstellung.
An der oberen Rahmung der Scheibe ist eine (später hinzugefügte) Metallkette mit relativ großen ovalen Gliedern befestigt.
Die Scheibe wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt beschädigt und verändert wieder zusammengesetzt. Rechts oben und links unten wurden Bruchstücke (teilweise aus anderen Glasobjekten) eingesetzt. Wie die Scheibe ursprünglich gestaltet war, zeigt das Vergleichsobjekt aus dem Wildberger Rathaus. Dort war Gedeon von Ostheim ebenfalls Vogt. Bis auf die Inschrift waren die beiden Scheiben identisch gearbeitet. Die Wildberger Scheibe wurde 1945 bei einem Bombenangriff zerstört.