Walzenförmiger Krug aus dunkelrotem, massivem Goldrubinglas mit angeschmolzenem Henkel. Auf der Wandung über einem Rundbodenfries in poliertem Schliff und Tiefschnitt sind Putti als Allegorien der vier Jahreszeiten dargestellt. Vergoldeter Silberstandring und Silberdeckel mit Daumenrast und Scharnier; applizierte Minervabüste in Silberrelief, ebenfalls vergoldet.
Die ausgezeichnete Glasschnittarbeit zeigt Putti als Personifikationen der Vier Jahreszeiten. Reines Gold, in Gestalt nanometergroßer Partikel, verursacht die leuchtend rubinrote Farbe dieses Glases. Die Herstellung solcher Gläser ist jedoch ungemein schwierig. Ein Verfahren ist von dem Alchemisten Johann Rudolph Glauber (1604–1670) um die Mitte des 17. Jahrhunderts entdeckt worden. Glauber ging es freilich
nicht um die Schönheit der Farbe. Er meinte, die „Essenz“ des Goldes gefunden zu haben, und damit den Schlüssel zur „Transmutation“, der Metallumwandlung, die von Alchemisten schon seit Jahrhunderten ersehnt worden war. Einige Jahrzehnte später machte der Glasmacher und Alchemist Johann Kunckel (um 1635–1703) sich Glaubers Technik in Potsdam zunutze, um die ersten großen Goldrubingefäße herzustellen. Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg (reg. 1640–1688) schenkte Kunckel für diesen Erfolg die Pfaueninsel bei Berlin. [Dedo von Kerssenbrock-Krosigk]