Der jüdische Lederhändler Jonathan Gernsheim war Gründungsmitglied des 1872 gegründeten "Altertumsvereins für den Kanton Dürkheim" (AVD). Sein Beruf führte mit sich, dass er ständig in der näheren und weiteren Region unterwegs war, was dazu führte, dass der kulturbegeisterte Gernsheim - der selbst gerne "Altertümer" sammelte - , die verschiedensten Objekte aus Archäologie, Volkskunst etc. für die vereinseigenen Sammlungen zusammentrug, die er als erster Kustos des AVD betreute. Später machte er sogar seine eigenen Sammlungen dem Verein zu Geschenk.
Gernsheim hatte viele Talente! So war er u.a. ein hervorragender Zeichner, der z.B. für die Publikation von Dr. C. Mehlis über den Dürkheimer Ringwall - die "Heidenmauer" - die Illustrationen anfertigte.
Nicht so geläufig sind dagegen seine literarisch-poetischen Fähigkeiten, die sich in dem kleinen vorliegenden Bändchen im Oktav-Format niederschlagen. Gernsheim greift hier den reichen Geschichten- und Sagenschatz der Gegend auf. In 23 Gedichten gibt er bekannte und weniger bekannte Erzählungen und Historien - z.B. über das Kloster Limburg oder die schon erwähnte Heidenmauer in Versform wieder. Daneben beschreibt er in den "Landschaftsbildern" verschiedene Aspekte der unmittelbaren Umgebung von Bad Dürkheim.
Das Büchlein muss eine Herzensangelegenheit Gernsheims gewesen sein, da er es im Selbstverlag veröffentlichte. Gedruckt wurde es bei der Druckerei J. Rheinberger, die in Dürkheim und in Kaiserslautern ansässig war.
Laut der "Besitzerinschrift" auf der Titelseite, gehörte das kleine Buch einer Person namens Peter Stepp. Hierbei könnte es sich um den Bad Dürkheimer SPD-Stadtrat handeln, der 1933 gezwungen wurde sein Amt aufzugeben und der - zumindest zeitweise - in Neustadt und Bad Dürkheim interniert worden war.
Im ehemaligen Stadtarchiv der Stadt Bad Dürkheim wurde das Werk unter der Nummer 0/57 inventarisiert.
Dat.: Ende 19. Jh.