Der Maler Hans Stein ist seit den 1960er Jahren bekannt für seine zahlreichen Gemälde, Zeichnungen und Grafiken der Berliner Stadtlandschaft in schwungvoller, realistisch-expressiver Manier. Menschen treten in seinen Bildern selten auf, dafür wird der Blick häufig auf Bauten und Plätze, Baustellen, Kräne und Stadtverkehr gelenkt. Sein Interesse gilt der von Zufall, Notwendigkeit und Bauwut bestimmten Entwicklung Berlins.
In der vorliegenden Zeichnung schaut man aus einem hochliegenden Fenster auf das Areal des Neuen Tiergartenviertels. Weil das Gelände westlich des Potsdamer Platzes im Krieg fast völlig zerstört war, begann 1958 nach einem Planungswettbewerb der Wiederaufbau. Bereits 1971 hielt Hans Stein das Motiv in mehreren Zeichnungen fest. Sechs Jahre später sind die letzten Ruinen verschwunden. Auf der kahlen Fläche entsteht nun das Kulturforum Berlin, das heute die Gemäldegalerie, die Philharmonie, die Stadtbibliothek und andere Kultur- und Bildungseinrichtungen beherbergt. Eine breite Straße schlecht sich an einigen bereits errichteten Häusern in Richtung Osten. Der urwaldartige Tiergarten ist zurückgedrängt, in der Ferne erhebt sich darüber ein weiteres Hochhaus.