[Transkription:]
München, Ainmillerstraße 34 IV 2
am 14. April 1919
Sehr geehrter Herr,
Sie müssen es mit meinem Unwohlsein entschuldigen, wenn ich mich in der Beantwortung Ihres Briefes vom 9. April auf ein Kürzestes einschränke.
Es ist schließlich auch nur dieses zu sagen: ich stehe noch auf eben jenem Standpunkt, den ich Ihnen in meinem Briefe vom Sommer 1917 geschildert habe.
Auch die Vertonung des Herrn von Schillings ist ohne mein Wissen entstanden, wir erfuhren von seiner Arbeit erst durch die in den Zeitungen auftauchende Mittheilung. Nachträglich hat sich dann Herr von Schillings mit dem Insel-Verlag in Verbindung gesetzt, dem ich die Ordnung der ganzen Angelegenheit übergeben habe; denn es scheint, dass ich mit meinem persönlichen Widerstand gegen Vertonungen keinerlei Recht auf meiner Seite habe.
Was Ihre Sache angeht, so muss ich Sie nun bitten, sich mit dem Insel-Verlag ins Vernehmen zu setzen.
Es ist natürlich, dass ich Ihre Anfrage durchaus verstehe, wie schließlich auch Ihren Wunsch, jene vorhandene Arbeit, wenn es anders nicht geht, ohne Rücksicht auf mich zur Geltung zu bringen.
In größter Hochachtung
Rainer Maria Rilke
[Auf dem Umschlag:]
Herrn Konzertmeister
Joh. Versteeg,
Halle a / S.
Volkmannstraße 15