Die Aquatinta-Radierung zeigt eine Begebenheit im Rahmen der Religionskonflikte in Solothurn im Jahr 1533. Obwohl die Schweiz im 16. Jh. ein Zentrum der Reformation war und mit Huldrych Zwingli von Zürich und Johannes Calvin von Genf aus einflussreiche reformatorische Strömungen ausgingen, gab es insbesondere in der Ostschweiz und Innerschweiz Kantone und Orte, in denen man am Alten Glauben festhielt - verstärkt etwa durch die Kappeler Kriege 1529/1531. In Solothurn etwa ließ man nur vorübergehend die Ausübung des reformierten Glaubens durch. 1532 wurden reformierte Gottesdienste in der Stadt wieder verboten. Für das Zurückdrängen der reformierten Seite in der Stadt war unter anderem Niklaus von Wengi (1485-1549) verantwortlich, der viele Jahre verschiedene städtische Ämter, u.a. das des Schultheißen, innehatte. Allerdings verhinderte er einen religiös bedingten Bürgerkrieg in der Stadt. Als es 1533 zu einem Aufstand der Reformierten kam, sollte dieser gewaltsam niedergekämpft werden. Der Überlieferung nach soll Wengi sich vor eine der schussbereiten Kanonen gestellt und dafür gesorgt haben, dass nicht (mehr) auf die reformierten Mitbürger geschossen wurde.
Als Hersteller des Druckes ist zwar G. Meichelt auf der Radierung angegeben, der jedoch derzeit nicht genauer identifiziert werden kann. Möglicherweise handelt es sich aber um Christian Meichelt, der eine ganze Reihe weiterer Radierungen für den Band lieferte. [Johanna Kätzel]